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Das konfuzianische Dreieck
Von Volker Kienast
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Und plötzlich ist es still in Qufu. Gestern Abend kurz vor dem Zubettgehen ruft die Rezeptionistin auf dem Zimmer an und sagt, dass heute Morgen um 6:30 Uhr der Strom abgestellt würde. Warmes Wasser zum Duschen sei jedoch vorhanden. Strom gäbe es erst wieder am Nachmittag. Eine halbe Stunde später knipsen wir das Licht aus und versuchen einzuschlafen. Das ist unter der Kakophonie der Zimmer neben und über uns gar nicht so einfach. Wer als Chinese in ein Hotelzimmer geht, freut sich über den lautstarken Fernseher im Zimmer und nutzt das auch aus.

Die Glotze flimmert und brüllt dann die Nacht über vor sich hin, egal, ob hingesehen wird oder nicht. Nach einem angespannten Tag mit sehr viel Krach, hauptsächlich von den knatternden Motoren der Landfahrzeuge, dem Hupen und in Mobiltelefone brüllende Fußgänger ist dies der akustische Schlusspunkt. Da helfen auch die Ohrenstöpsel und das Kissen über dem Kopf nicht.

Der einzige Ruhepol gestern war das Abendessen in Plumpudding Castle. Wir als ehrenwerte Ausländer dürfen im ersten Stock zu Abend essen. Dort ist in den kleinen Separees alles Dreieckig: Zimmer, Tisch, Servietten, so fällt uns beim ersten Anblick das fiktive schottische Schloss aus einem Jugendroman mit der gleichen Optik ein. Das Essen ist sehr gut und wir haben buchstäblich unsere Ruhe.

Heute Morgen ist Qufu so, wie es eigentlich sein sollte: still und friedlich. Durch den Stromausfall gibt es keine lauten Fernseher, dadurch müssen auch die Menschen nicht so laut reden. Zumindest so lange, bis wir wieder nach Plumpudding Castle kommen, denn die Fenster gehen zur Hauptstraße. Stromausfall ja, Benzinmangel nein, und so geht der Lärm auf der Straße weiter.

Die Dame an der Rezeption hatte uns versprochen, dass wir ein „westliches Frühstück“ bekommen werden. Statt Reisbreisuppe und scharf eingelegtem Rettich also ein wenig Toast mit Marmelade, etwas Wurst und Spiegeleier. Alles kommt mit dem Kaffee auf den Tisch, doch leider fehlt das Besteck für mich. Ich mache die Kellnerin darauf aufmerksam und sie schaut mich schüchtern an. Dann verschwindet sie zu ihrer Kollegen an den Tresen.

Nun gibt es für einige Minuten ein hektisches Treiben, irgendetwas wird gesucht. Dann kehrt wieder Ruhe ein, doch nach weiteren fünf Minuten muss ich erkennen, dass erstens meine Spiegeleier kalt sind und zweitens noch kein Besteck gebracht wurde. Ich bitte die Kellnerin wieder zu mir und frage noch einmal freundlich nach. Wieder der schüchterne Blick. Sie geht zum Tresen, debattiert mit ihrer Kollegen und kommt langsam zurück.

Dann lächelt sie mich verlegen an und sagt, es sei ihr sehr peinlich, doch man könne die zweite Gabel nicht finden, ob ich den nicht mit Stäbchen frühstücken könne? Ich antworte ihr, dass ich vor einigen Jahren geschworen hätte, gute und schlechte Zeiten mit meiner Frau zu teilen, dann könne ich auch die Gabel mit ihr teilen.


 
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Juergen110
24-jun-15
Zitat: "PS: Und hier noch der Literaturtipp: Der oben erwähnte Jugendroman ist: Robby, Tobby und das Fliewatüüt von Boy Lornsen."

Tja, scheint hervorragend aus dem Zusammenhang gerissen zu sein....
Oder gibt es auf den 2 Seiten auch nur den kleinsten Hinweis auf einen "Jugendroman" ?
Copy and Paste ohne nachzudenken...

Ansonsten aber wieder nett zu lesen :-)
 
 
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